Eine Aufforderung steht als biblisches Motto über dem Jahr 2021. Barmherzigkeit ist gefordert. Aber Jesus stellt diese Forderung nicht einfach so in den Raum. Er stellt den Bezug zu Gott her. Zu seinem und unserem Vater. Weil Gott barmherzig ist, sollen auch wir barmherzig sein. Obwohl die Aufforderung auch ohne diese Begründung einleuchtend und sinnvoll ist. Denn wohin würde es führen, wenn wir nicht barmherzig miteinander umgingen?
Barmherzigkeit ist die christliche Haupttugend. Das etwas altmodisch gewordene Wort beschreibt deutlicher als der Begriff Nächstenliebe, worauf es im menschlichen Miteinander ankommt. Bei der Nächstenliebe schwingt immer der Eindruck mit, wir müssten einander mögen, um gut miteinander umzugehen. Die Barmherzigkeit stellt klar, dass es um einen wohlwollenden und zuvorkommenden Umgang miteinander geht, unabhängig von Sympathie oder anderen Gefühlen. Das macht Jesus durch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter deutlich. Der Samariter half dem Überfallenen nicht, weil er ihn so sympathisch fand, sondern weil der seine Hilfe brauchte.
Christliche Nächstenliebe und Barmherzigkeit sind keine Gefühlsdinge, sondern eine klare Ansage. Wenn wir nicht barmherzig miteinander umgehen, werden wir einander nicht gerecht. Wenn wir nur darauf achten, was der andere verdient und nicht, was er braucht, verfehlen wir die Menschlichkeit. Die Menschlichkeit, die Gott selbst in die Welt gebracht hat, indem er den Menschen schuf und indem er selbst Mensch wurde.
Jesus hat die Barmherzigkeit seines und unseres Vaters gelebt. Er hat gezeigt, dass wir nur so wirklich menschlich miteinander umgehen. Daran erinnert uns die Losung für dieses Jahr, jeden Tag neu.
Harald Möhle, Pastor