Zum Palmsonntag, 28. März 2021

Fri, 26 Mar 2021 23:00:01 +0000 von Harald Möhle

Gedanken zum Predigttex
Der Glaube ist eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. In diesem Glauben haben die Alten Gottes Zeugnis empfangen. 
Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst. (Hebräer 11,1-2; 12,1-3)
 
Wenn ich früher beim Lernen mit meinem Vater sagte, dass ich „glaube“ ein Ergebnis zu kennen, antworte mein Vater oft: „Glauben ist nicht Wissen!“ Mir fiel es schwer, zu verstehen, was mein Vater damit genau meinte. Wie konnte es falsch sein ein Ergebnis zu vermuten? Wenn die Antwort richtig war, wusste ich es schließlich doch. Auch, wenn ich vorher nur daran geglaubt hatte. Die Dimension des Glaubensbegriffs war mir damals nicht klar. Denke ich heute darüber nach, muss ich sagen, dass mein Vater mit dieser Aussage Recht hatte. Glauben ist nicht Wissen. Glauben ist viel mehr als das. Der Verfasser des Hebräerbriefes beschreibt Glaube als „eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Glaube ist also Vertrauen. Ich vertraue darauf, dass Gott da ist, obwohl ich ihn nicht sehen kann. Er nimmt sich mir und meinen Hoffnungen, Nöten und Ängsten an. Er ist selbst dann da, wenn der eigene Weg mühsam wird.; wenn ich nicht mehr weiterweiß. Ich finde, das ist ein tröstlicher Gedanke. In der aktuellen Situation kommen oft Zweifel auf, dass Gott wirklich da ist. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch ich muss manchmal zweifeln und fühle mich von Gott alleine gelassen. Gerade jetzt, wo wir alle so sehr zurückstecken müssen. Der Verfasser des Hebräerbriefs sagt aber: „Lass keine Zweifel aufkommen. Bleib zuversichtlich.“ Mir hilft das sehr. In vielerlei Hinsicht. Die Zuversicht hilft mir gerade jetzt, in der aktuellen Situation durchzuhalten. Oft fällt es mir schwer, ein Licht am Ende des Tunnels bzw. der Pandemie zu sehen. Ob das Leben jemals so wird, wie es vor der Pandemie war, weiß ich nicht. Aber ich habe die Hoffnung, dass es vielleicht wieder annähernd so sein wird wie vorher. Ich glaube daran. Und diese Hoffnung möchte ich mir bewahren. Weil sie mir hilft nicht aufzugeben. Mit diesem Glauben bin ich nicht allein. Diese Form von Glauben ist alt. Älter als unsere Zeitrechnung. 

„In diesem Glauben haben die Alten Gottes Zeugnis empfangen.“ Wen meint der Verfasser des Hebräerbriefs mit „die Alten“? Der Verfasser nimmt den Leser an dieser Stelle mit auf eine lange Reise durch die Bibel. Er meint damit die Menschen, die bereits vor Jesus gelebt haben. Ein paar Lebensgeschichten dieser Menschen finden sich in unserem Alten Testament. Da wäre beispielsweise Noah, der angefangen hat ein Schiff zu bauen. Nicht in der Nähe von Wasser, sondern auf einer grünen Wiese. Weil Gott es ihm gesagt hat. Oder Abraham, der sein Land verlässt und nicht mal weiß, wohin die Reise gehen soll. Weil Gott es ihm gesagt hat. Oder Mose, der das Volk Israel aus Ägypten in Richtung des verheißenen Landes führt. Mitten durch die Wüste. Weil Gott es ihm gesagt hat. Sie alle bezeugen, wie der Glaube das Leben bestimmen kann. Sie alle haben auf Gott vertraut. Ihm Gehorsam erwiesen. Es hat viel Ausdauer gebraucht, um an das Ziel zu kommen. Abraham hat nicht mehr erleben können, dass sein Volk groß geworden ist. Und auch Mose hat selbst keinen Fuß ins verheißene Land setzen können. Aber sie sind ihren Weg mit Gott gegangen. Haben nicht hinterfragt, sondern das gemacht, was von ihnen verlangt wurde. Sie alle haben Gott vertraut, ohne Gott und die Erfüllung der Verheißung zu sehen. Sie haben geglaubt.

„Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.“ Der Hebräerbrief führt dem Leser an dieser Stelle das Leben in Gottes Herrlichkeit vor Augen. Dort ist kein Platz für all das Negative, dass mich begleitet. Dort ist kein Platz für Sünde. Kein Platz für all das, was mich beschwert. In Gottes Herrlichkeit regiert nicht die Finsternis, sondern das Licht. Kommende Woche feiern wir Ostern und gedenken der Auferstehung Jesu. In der Osternacht tragen wir das Licht durch die neue Osterkerze in die Kirche. Das Licht erhält ganz symbolisch Einzug. Jesus Christus überwindet den Tod. Aus der Finsternis wird Licht. Daran erinnern wir uns mit dem Licht der Osterkerze. Und dieses Licht begleitet mich, wenn ich mich auf den Weg zu Jesus Christus mache. Amen. 
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